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Das haben wir immer schon so gemacht! 

 November 29, 2021

Von Julia Czarnetzki

Von Julia Czarnetzki

 November 29, 2021

Der wohl teuerste Satz in Unternehmen

Kaum ein Satz kostet Unternehmen mehr Geld als dieser. Viele von uns haben diese Killerphrase schon häufig in Büros und Meetingräumen gehört. Er steht für Ablehnung des Neuen und Suhlen in dem Altbewährten – er steht für „Ich verändere mich nicht“ und „Alles bleibt wie es ist“.

Wie oft habe ich selbst diesen Satz schon gehört. Meine Reaktionen: innerliches Augenverrollen, die Antwort „Na, dann sollten wir es JETZT vielleicht mal anders machen?“ bis hin zu absolutem Unverständnis über dieses innerliche Sperren und aufkommendem Ärger.

Wer immer macht, was er schon kann, bleibt immer dort, wo er schon ist.

Henry Ford

Warum ich glaube, dass dieser Satz Unternehmen teuer zu stehen kommt?

  • Weil er Mitarbeiter/innen zurückhält, die etwas bewegen wollen, die veränderungswillig sind, mutig neue Wege gehen wollen, experimentieren und über den Tellerrand schauen. Sie werden entschleunigt, ausgebremst und demotiviert. Das Feuer erlischt nach einiger Zeit.
  • Weil dieser Satz Unternehmen und Organisationen daran hindert, sich in dieser rasant bewegenden Welt weiterzuentwickeln und ihr volles unternehmerisches Potential auszuschöpfen.
  • Weil er einfach der Weg des „geringsten Widerstandes“ und damit der einfachste Weg ist – aber nicht der Richtige ist.

Wir befinden uns in einem digitalen Wandel wie nie zuvor. Alles verändert sich in rasender Geschwindigkeit. Dennoch stehen wir uns selbst, unser eigenes Denken uns dabei manchmal im Weg. Wir wollen krampfhaft Festhalten an Altbewährtem, weil wir uns damit auskennen. Weil wir so fest in unseren alten Gewohnheiten und bestehenden Denkstrukturen verwurzelt sind, fällt es uns schwer, aus diesem Muster auszubrechen und uns vorzustellen, dass es auch anders, vielleicht sogar besser gehen könnte. Gemäß dem Motto „Don’t change a running system.“ dreht sich die Mühle weiter und wir folgen unserem Trott, der ja auch gut funktioniert.

Die Frage ist: wie lange noch und zu welchen Preis?

Was bedeutet eigentlich dieses „immer“?

Immer machst du…“, „nie hörst du…“, „ständig sagst du“… – wie wir doch diese pauschalen Verallgemeinerungen lieben. Sie eignen sich hervorragend als Totschläger und lassen keinen Raum.

Zack. Boom. Ende.

Dabei handelt es sich bei den meisten Aussagen selten um unumstößliche Naturgesetze. Irgendwie ist es aber so in unserem Kopf, weil es eben „immer so war“, weil es eben „immer funktioniert hat“ und weil wir es vielleicht „nie in Frage gestellt“ haben – bis jetzt.

Oft hilft es uns, einen Schritt zurücktreten, die Dinge aus einer gewissen Perspektive zu betrachten und dann: Huch, das muss ja vielleicht gar nicht so sein.

  • Vielleicht war es ja doch einmal anders?
  • Möglicherweise ist es eine gute Idee, es doch mal anders zu machen?
  • Was wäre alles möglich, wenn wir es doch mal anders machen?

Das Auto hat keine Zukunft, ich setze aufs Pferd.

Kaiser Wilhelm II. 1905

Die Vergangenheit hat gezeigt, dass die großen Denker, Macher, Visionäre alle eines gemein hatten: sie haben Dinge anders gemacht.

Weil ich der Überzeugung bin, dass diese „Verhinderer“ Menschen und Unternehmen in Ihren Möglichkeiten ausbremsen, möchte ich dir die häufigen Totschlagargumenten vorstellen und wie du die aushebelst.

Totschlagargumente haben ihre Wirkung. Leider.

Das Praktische an Totschlagargumenten: sie gehen eigentlich gar nicht auf das Thema der Diskussion ein, man kann sie aber herrlich in fast jeder Situation einsetzen. Ihrem Namen machen sie alle Ehre: Totschlagargumente sind tatsächlich tödlich – besonders für Unternehmen, in denen großes Potential schlummert. Neue, innovative Ideen haben es schwer sich durchzusetzen, wenn sie mit einem abschmetterndem Totschlagargument einfach vom Tisch gewischt werden und die Beteiligten müde werden.

Bye bye Weiterentwicklung.

Wie erkenne ich Killerphrasen?

Ein Totschlagargument geht also nicht auf die Aussage oder den konkreten Vorschlag ein. Es behauptet vielmehr, dass es sinnlos ist, überhaupt darüber nachzudenken, alles wird im Keim erstickt.

Was hilft, ist smartes Kontern und Gegenfragen stellen. Wer sich von einem Totschlagargument mundtot machen lässt, schenkt seinem Gegenüber den Triumph, ohne dass er/sie auch nur ein sinnvolles Argument liefern musste. Es geht nicht mehr um die Sache, sondern ums Prinzip.

Der Beharrliche – beruht sich auf Altbewährtem

  • Das haben wir schon längst ausprobiert, das geht nicht.
  • Es läuft doch. Warum willst du was ändern?
  • Das haben wir noch nie so gemacht.
  • Bisher sind wir immer gut klargekommen.

Autorität wird eingesetzt – und wirkt

  • Du hast wohl nicht zugehört: Das funktioniert so nicht.
  • Was willst du mir schon erzählen?
  • Meinst du, du bist der/die erste, der/die das probiert?
  • Du bist ja erst seit Kurzem dabei, da kannst du gar nicht mitreden.

Der Besserwisser – weiß Bescheid

  • Wenn du ausreichend Erfahrung hättest, würdest du sehen, dass das nicht funktioniert.
  • Ich weiß schon genau, wie das wieder endet.
  • Das hatten wir schon hundertmal.
  • Das wird eh nicht eh nicht funktionieren.

Der Bedenkenträger – und was ist, wenn…

  • Wenn das so wäre, hätten wir es ja schon längst gemacht.
  • Dafür haben wir nicht genug Zeit momentan.
  • So groß sind wir nicht, dass das bei uns funktionieren kann.
  • Das ist nichts für uns.
  • Damit sind schon ganz andere gescheitert.

Es wird vertagt auf den Sankt Nimmerleinstag

  • Das können wir ein anderes Mal machen (also nie).
  • Das muss jetzt aber schnell gehen und so wissen wir, wie es geht.
  • Wir sind einfach noch nicht soweit.
  • Darum kümmern wir uns mal, wenn wir Zeit haben.

Der Angriff – Mit Kanonen auf Spatzen

  • Das ist ja mal wieder typisch für…
  • Typisch… Frau
  • Typisch… Mann
  • Typisch… Vertriebler
  • Das ist doch ein ganz alter Hut

Diese Techniken helfen gegen Totschlagargumente

Die richtigen Fragen stellen

Wer fragt, der führt. Fragen sind ein mächtiges Mittel in einer hitzigen Runde: Mit ihnen zwingen Sie Ihr Gegenüber, sich zu erklären, die Sache konkreter zu erläutern:

Totschlagargument: Das ist jetzt ein schlechter Zeitpunkt. 

Antwort: Warum genau ist der jetzige Zeitpunkt schlecht? Wann genau wäre der Zeitpunkt denn besser für dich?

Totschlagargument: Wenn das ginge, hätte es schon jemand gemacht. 

Antwort: Wissen wir denn wirklich etwas darüber, dass das schon mal jemand so gemacht hat und Erfolg hatte? Wenn ja, wie ist er denn vorgegangen dabei?

Totschlagargument: Das haben wir schon ausprobiert, das geht so nicht.

Antwort: Wie seid ihr denn da vorgegangen, was genau habt ihr unternommen? Warum hast du Sorge, dass es dieses Mal nicht klappen kann? Hättest du eine Idee, was wie dieses Mal anders machen könnten?

Totschlagargument: Bislang sind wir doch auch ohne dies oder das ganz gut zurechtgekommen.

Antwort: Heißt das, dass immer alles so bleiben muss, wie es jetzt ist? Bedeutet das, dass sich niemals etwas ändern darf?

Totschlagargument: Die Idee ist uralt.

Antwort: Ja, und? Ist sie damit automatisch schlecht? Möglicherweise sollten wir die diesmal anders beleuchten und verfolgen.

Widersprechen – und gute Argumente liefern

Totschlagargument: Das ist jetzt ein ganz schlechter Zeitpunkt. 

Antwort: Wann genau ist denn der richtige Zeitpunkt aus deiner Sicht? Der Zeitpunkt jetzt ist optimal, weil …

Totschlagargument: Das haben wir schon ausprobiert, das geht so nicht.

Antwort: Damals haben wir das so und so gemacht. Mein Vorschlag sieht jetzt soundso aus…

Totschlagargument: Wenn das ginge, hätte es schon jemand gemacht.

Antwort:  Ford hatte Erfolg mit seinen Autos, obwohl niemand dran geglaubt hat. Irgendwer muss immer der erste sein. Wie wäre es, wenn wir es sind?

Zustimmen – Menschen haben gern recht

Damit kannst du wirklich überraschen: Man stimmt dem Totschlagargument zunächst zu.

Totschlagargument: Die Idee ist uralt.

Antwort: Stimmt, da hast du recht, die Idee ist uralt. Das macht sie aber nicht automatisch schlecht. Bei der Umsetzung können wir ja dies und das mit berücksichtigen…

Totschlagargument: Das können wir so aber ja nicht machen, das ist viel zu teuer.

Antwort: Stimmt, das wird richtig teuer. Lasst uns mal versuchen, ohne Barrieren im Kopf nachzudenken, wie wir das umsetzen könnten. Und mal Hand auf Herz: unsere Preispolitik erfordert ein entsprechendes Qualitätslevel für unsere Kunden.

In die Offensive gehen

Mache deinem Gegenüber klar, dass er/sie gerade die Sachebene verlässt und dies nicht zielführend ist. Führe zurück zum eigentliche Thema.

Totschlagargument: Das ist typisch für dich, jedes Mal…

Antwort: Ich bitte dich darum, Persönliches hier raus zu lassen und Dinge zu verallgemeinern. Ich möchte über unser Thema x sprechen, weil es mir ein echtes Anliegen ist.

Totschlagargument: Du hast wohl nicht zugehört: Das läuft so nicht.

Antwort: Da täuscht du dich, ich habe gute Ohren und habe alles richtig vernommen. Ich beurteile die Sache einfach anders. Aus meiner Sicht…

Totschlagargument: Nochmal – das hat so keinen Sinn.

Antwort: Ich bin der festen Überzeugung, das kann uns in dem Bereich x weiterhelfen, unsere Prozess maßgeblich zu verschlanken. Warum, möchte ich dir gern mal an meinem Beispiel XY erklären.

Kommen dir einige dieser Killerphrasen bekannt vor?

Ich hoffe, Sie helfen dir dabei, beim nächsten Mal so einen „Totschläger“ in eine andere Richtung zu lenken sowie Möglichkeiten und Raum für neue Ideen zu schaffen.

Und die Moral von der Geschicht’…

Animiere Kollegen/Kolleginnen oder Vorgesetze, die Prozesse in einem Bereich oder im Unternehmen mal genauer zu beleuchten – die Vogelperspektive einzunehmen. Schau mal genauer hin. Welche Abläufe, Tools, Hardware, Software, Vorgehensweisen, die schon lange so bestehen dienen – welche sind eher hinderlich?

  • Gibt es dafür einen sinnvollen Grund, der zum Ziel führt?
  • Kann man es nicht noch viel effektiver, zielführender, schneller, kostengünstiger, pragmatischer, effektiver lösen?
  • Wo stehen wir innovativen Entwicklungen im Weg, weil wir es eben „immer schon so“ gemacht haben?

Und wer weiß, vielleicht kommt der ein oder andere ins Grübeln.

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